Bereits 60 der 220 Kindertageseinrichtungen im Bistum Passau haben sich auf den Weg gemacht, um ein institutionelles Schutzkonzept einrichtungsspezifisch zu erarbeiten. So wird gewährleistet, dass die katholischen Kitas ein sicherer Raum sind, in dem sich Kinder wohl fühlen und bestmöglich entwickeln können.
Begleitet vom Diözesan-Caritasverband entwickelt sich auf dem christlichen Menschenbild als Grundlage eine neue Kultur der Achtsamkeit. Damit wird über die rechtlichen Vorgaben hinaus ein eigener Standard geschaffen und die Verpflichtung der katholischen Kirche umgesetzt, dass jede kirchliche Einrichtung ein entsprechendes Schutzkonzept vorhalten muss. Es basiert auf einer Analyse der Schutz- und Risikofaktoren und beinhaltet einen verbindlichen Verhaltenskodex der Mitarbeitenden.
Mit Gabriele Fuchs als neuer Projektkoordinatorin "Institutionelles Schutzkonzept" in der Abteilung Kindertageseinrichtungen startet im April der dritte Projektdurchlauf. "Ein Prozess aus vier Phasen, welchen eine Kindertageseinrichtung innerhalb von anderthalb bis zwei Jahren durchläuft", erklärt sie. Es geht um Kernaufgaben der Prävention: sich mit Formen von Gewalt auseinandersetzen, das Verständnis von kindlicher Sexualität klären, Grenzen erkennen und setzen, Verantwortung übernehmen und bei grenzverletzendem Verhalten handeln, die Kompetenzen der Kinder stärken. Beteiligt an dem Prozess sind die jeweiligen Leitungen, die Mitarbeitenden, Eltern und Vertretungen der Träger. "Gemeinsam schaffen wir einen Rahmen von Respekt, Wertschätzung, Einfühlungsvermögen, Vertrauen und grenzachtendem Verhalten".
Das Kita Team wird durch die Projektbegleitung befähigt, "präventiven Kinderschutz zu leisten, zu intervenieren bei - Verdacht auf - Kindeswohlgefährdung und Vorkommnisse aufzuarbeiten". Dazu gehört eine grundlegende Aufmerksamkeit für Fehlverhalten und grenzverletzendes Verhalten. Gabriele Fuchs: "Kinderschutz ist in der konsequenten Umsetzung eine Haltung, die die Lebenswirklichkeit und Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt des pädagogischen Alltags stellt, deren Würde und Integrität".
Wie läuft der knapp zweijährige Prozess vor Ort ab? In der ersten Phase werden Grundlagen erarbeitet, die Leitungen geschult, das Kita-Team und die Träger treffen sich mit der Projektbegleitung, eine Präventionsschulung für die Mitarbeitenden findet statt sowie ein Treffen mit anderen Kitas. Die zweite Phase dient der Vertiefung, bei der ein sexualpädagogisches Konzept entwickelt wird. Über Partizipation und Beschwerdemanagement sowie die Umsetzung wird beraten und mit weiteren Kitas besprochen. Phase Drei bildet den Übergang zur Praxis mit Elternabenden, einem Teamtag und einem Teamtag mit dem Träger. Erneut ist der Austausch mit anderen Kitas vorgesehen. In der vierten Phase wird das Schutzkonzept regelmäßig überprüft und aktualisiert. Für die gesamte Projektbegleitung fallen 2.040 Euro als Kosten für die Kitas an. Rückmeldungen nach der Pilotphase 2019 und dem Start 2021 bestätigen, dass durch die Schutzkonzepte die Themen Prävention und Kinderschutz, mit großem großen Gewinn für die Einrichtung und persönlichen Gewinn an Wissen und Erkenntnissen bearbeitet wurden.
"Kinder in ihrer Entwicklung und in der Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu unterstützen, ist ein grundsätzliches Anliegen in den Kitas". Dazu gehöre auch der Schutz vor sexualisierter Gewalt und Gewalt im Allgemeinen, so Birgit Zachariae, Leiterin des Kita-Fachbereiches Frühe Bildung und pädagogische Qualität. "Das Schutzkonzept selbst ist nicht isoliert als schriftliches Konzeptpapier zu sehen, betont Andrea Kramer, die Präventionsbeauftragte beim Diözesan-Caritasverband und fachliche Impulsgeberin, sondern als "Gesamtentwicklung der Einrichtung, deren Ergebnisse Teil der Einrichtungskonzeption werden". Entsprechend ist das Institutionelle Schutzkonzept auch eingebettet in den Prozess der generellen Qualitätssicherung. Dazu ist mit dem sogenannten "Bistumsrahmenhandbuch" ein übergreifender Leitbild-Prozess für die Kitas gestartet worden.
Text: Wolfgang Duschl
Info und Anmeldung:
Kitas, die am dritten Projektdurchlauf im April teilnehmen wollen, wenden sich an Gabriele Fuchs.
Weitere Informationen finden Sie unter Kita Schutzkonzept