Der Einsatz öffentlicher Mittel in der Kinder- und Jugendhilfe lohnt sich. Zuallererst natürlich für die jungen Leute und deren Angehörige. Aber auch für die gesamte Gesellschaft. Jeder Euro, der in den Bereich Hilfen zur Erziehung fließt, ist gut investiert. Denn, so der Mainzer Prof. Dr. Michael Macsenaere, drei Euro bis zu zehn Euro je nach Hilfeform würden an Wert zurückkommen. Deshalb spricht der Direktor des Instituts für Kinder und Jugendhilfe (IKJ) in Mainz von "Investitionen statt von Kosten". Er hat die nachhaltigen Effekte untersucht und sie am Freitag, 23. November, der Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (AGkE) vorgestellt.
Mehr als eine Million junger Menschen haben bundesweit zum Zeitpunkt der Erhebung im Jahr 2016 Hilfen zur Erziehung in Anspruch genommen. Zehn Milliarden Euro seien in diesen Bereich geflossen. Und die Kosten steigen. Denn die Probleme in den Familien nehmen zu, die Nachfrage steigt und infolge die höhere Inanspruchnahme der Angebote. Diese soziale Arbeit hilft aber nicht nur dem einzelnen Menschen, sondern hat auch rein ökonomisch einen Vorteil für die Allgemeinheit.
Für Generalvikar Dr. Klaus Metzl ist wichtig, jungen Leuten Schutzräume zu bieten, in denen sie in Geborgenheit aufwachsen können. Sie müssten christlich geprägte Orte erfahren, in denen ihr Leben gelingt, betonte er bei der Mitgliederversammlung. Diakon Konrad Niederländer, Bischöflicher Beauftragter und Caritas-Vorstand, wies darauf hin, dass in den ersten Lebensjahren grundgelegt werde, was dann später in den Diensten und Einrichtungen aufgearbeitet werden müsse. Deshalb sein Appell, Hilfen frühzeitig zu ermöglichen.
"Wir bieten jungen Leuten Chancen", unterstrich der Sozialexperte und Diplompsychologe Michael Macsenaere. Sie könnten mit Bildung beruflich Fuß fassen und mit ihrem späteren Arbeitseinkommen über Steuern ihren Beitrag für die Gesellschaft leisten. Weil auch gesundheitlich stabiler, wirke sich das positiv auf Kosten im Gesundheitsbereich aus; bis hin zu wesentlich geringeren Folgekosten etwa im Strafvollzug. Die Mittel für die Erziehungshilfe sieht er als eine "nachhaltige und effektive Investition in die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft". Entscheidend sei, so Macsenaere, dass die Hilfen möglichst früh wie passgenau einsetzen und längerfristig angeboten werden. Jugendliche und Eltern müssten sich in den Prozess persönlich eingebunden wissen, kurz gesagt "Hilfe zur Selbsthilfe" erfahren. Dabei komme es natürlich auch auf die Qualifikation der Mitarbeitenden in den Einrichtungen an. Generell müsse die Praxis der Indikation und Zuweisung noch verbessert werden, sagte der Experte, gerade wenn, der Statistik nach, bundesweit rund 20 Prozent der Hilfen zur Erziehung keine dauerhafte Wirkung hätten.
Das Land Bayern liege bei diesen Angeboten in der Effektivität, der Kosten-Nutzen-Relation, so der Wissenschaftler, im bundesweiten Vergleich in der Spitzengruppe. Das hörten nicht nur die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft sowie die Vertreter der kommunaler Jugendämter gerne, sondern auch die Landtagsabgeordneten Manfred Eibl und Christian Flisek und der stellvertretende Passauer Landrat Klaus Jeggle. Das Landesjugendamt mit den kommunalen Einrichtungen, die genaue sozialpädagogische Diagnostik im Allgemeinen Sozialdienst, so Macsenaere, tragen in Bayern mit dazu bei, die richtigen Hilfen zu wählen. Tagesgruppen etwa in heilpädagogischen Einrichtungen und Erziehungsbeistandschaft verstärken seiner Aussage nach den positiven Effekt.
Auch bei den Erziehungshilfen und der Jugendhilfe für die Unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge und Migranten, bzw. den über 18jährigen, sieht Macsenaere sehr positive Effekte. Entscheidend dabei sei, ob sie nur geduldet sind oder eine Aufenthaltserlaubnis besitzen. Es lohne sich besonders bei jungen Erwachsenen, sie über mehrere Jahre zu begleiten. Damit erhöhe sich die Chance zur Integration. "Fachlich und finanziell das Beste, was wir machen können", sagte der Sozialexperte und Vorstand des Bundesverbands katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe (BVkE)
Johannes Erbertseder, der Vorsitzende der diözesanen AGkE, und Geschäftsführender Vorstand des Seraphischen Liebeswerkes Altötting, rief die politisch Verantwortlichen auf, die Arbeit der Jugendhilfe-Einrichtungen weiter zu unterstützen. Mit dem Impulsreferat, so Erika Paul, Geschäftsführerin der AGkE, sei deutlich unterstrichen worden, "dass die Mittel, die für die von den Diensten und Einrichtungen der Jugend- und Erziehungshilfe betreuten Menschen eingesetzt werden, nachhaltig wieder in die Gesellschaft zurückfließen.