Die derzeitige Debatte um Migrationspolitik und deren verschärfte Tonlage bereitet der Caritas Passau Sorgen. Caritasvorstand Stefan Seiderer ruft zu Besonnenheit auf, um die Ängste in der Bevölkerung nicht weiter zu schüren und warnt vor falschen Versprechungen. Seiderer: "Es ist richtig und notwendig, dass die Politik diese Verunsicherungen ernst nimmt. Aber tragfähige Lösungen brauchen Augenmaß ebenso wie Entschlossenheit und dürfen die Grundrechte nicht schleifen, denen wir seit 75 Jahren Frieden und Freiheit verdanken". Migrationspolitik sei, so der Bischöflich Beauftragte, "ein europäisches Thema und kann nur in Zusammenarbeit vieler gelöst werden". Das Grundgesetz dürfe nicht zur Disposition gestellt werden.
Der Caritasvorstand unterstreicht: Im Diözesan-Caritasverband Passau seien insgesamt über 4000 Personen beschäftigt und arbeiten jeden Tag für rund 60.000 Menschen, die Unterstützung und Hilfe brauchen. "Inklusion und Integration sind bei uns Realität und Teil unserer Identität. Als Verband sind wir vielfältig und wirken doch mit gleichen Werten für identische Ziele. Als katholischer Wohlfahrtsverband und als "starkes Stück Kirche" sehen wir unseren Auftrag selbstverständlich auch darin, für Menschen in Not die Stimme zu erheben sozialpolitischer Anwalt zu sein. Da lasse man sich auch von der Politik nicht beirren
"Als Caritasverband spüren wir in unseren Einrichtungen die Ängste und Sorgen der Menschen sehr genau. Das beginnt in den Kitas, wo wir überforderten Eltern begegnen, erstreckt sich über die Erziehungsberatung, wo Eltern die Corona-Folgen im Verhalten ihrer Kinder nicht allein bewältigen können und geht bis zu Schuldnerberatungsstellen. Gerade Menschen, die ohnehin schon verletzt und bedrückt sind, können von den Unsicherheiten besonders betroffen sein, das gilt nicht zuletzt auch für Menschen mit Migrationshintergrund."
Politik steht jetzt in besonderer Verantwortung, betont die Caritas Passau. "Dazu gehört nicht zuletzt eine auskömmliche Finanzierung der sozialen Infrastruktur. Es heißt, den Sozialstaat für alle abzusichern", so Stefan Seiderer.