Gekommen sind vor allem Angehörige, aber auch Ehrenamtliche in der Seniorenarbeit und andere Interessierte.
In ihrem Vortrag beschrieb die Referentin Frau Dr. Maria Kotulek zunächst kurz die verschiedenen Formen der Demenz, von denen die Alzheimer Demenz die häufigste ist. Auch die möglichen Ursachen sowie die drei Phasen der Erkrankung wurden vorgestellt.
Um der Erkrankung vorzubeugen, ist ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und geistiger Aktivität sehr wichtig. Nicht zu unterschätzen sind auch die sozialen Kontakte und das gesellige Beisammensein mit anderen Menschen.
Beruhigend für die Anwesenden war eine Gegenüberstellung von "normaler Vergesslichkeit", wie sie jeder von uns kennt, und der Demenz. Die verlegte Brille, der vergessende Termin oder auch das Benutzen von Notizzetteln muss kein Grund zur Sorge sein, wohingegen häufigere und längerdauernde Gedächtnisstörungen, Sprachschwierigkeiten, Orientierungsprobleme oder wenn man plötzlich Tätigkeiten nicht mehr kann, die man bisher ohne groß nach-zudenken verrichtet hat, schon Warnzeichen sein können.
Auch eine weitere Angst konnte die Referentin den interessierten Zuhörern nehmen: Die Chance, bis zum Lebensende NICHT an einer Demenz zu erkranken, ist für den Einzelnen weitaus höher als davon betroffen zu sein! Auch wenn die zahlreichen Meldungen in den Medien zu den rasant steigenden Zahlen etwas anderes vermuten lassen und die Wahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter steigt, so liegt sie bei den über 90-Jährigen doch erst bei knapp 35 Prozent. Dass Demenzerkrankungen trotzdem immer häufiger vorkommen, liegt in erster Linie daran, dass es immer mehr Hochaltrige gibt.
Der Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen ist eine Herausforderung, jeden Tag aufs Neue. Es gibt gute Tage und es gibt Tage, an denen Angehörige an ihre Grenzen kommen.
So wurden von den Anwesenden auch viele Fragen gestellt zum Thema Kommunikation und Umgang im Alltag, z.B. wie spreche ich am besten mit meiner dementen Mutter, haben meine langen Erklärungen noch einen Sinn, wie verhalte ich mich bei Aggression, bei Ängsten?
Auf solche und ähnliche Fragen ging die Referentin ausführlich und mit Beispielen aus der Praxis und persönlichen Erfahrungen ein.
Ein besonderes Anliegen ist Frau Dr. Kotulek, die in der Erzdiözese München und Freising das Referat Demenz leitet und Fortbildungen für Seelsorger, Pflegekräfte, Ehrenamtliche und Angehörige anbietet, auch die spirituelle und seelsorgliche Begleitung von Menschen mit Demenz sowie deren Angehörigen.
Spiritualität umfasst für sie dabei nicht nur die Religion, sondern alles, was dem Menschen Kraft gibt, was ihn durchatmen lässt, womit er sich verbunden fühlt und was seinem Leben Sinn gibt. Das kann der Glaube an Gott sein, aber z.B. auch die Malerei, Musik oder Naturerleben, und gilt auch für Menschen mit Demenz. Die emotionalen und spirituellen Bedürfnisse bleiben erhalten, auch wenn das Rationale verloren geht.
Eine Möglichkeit, wie Demenzbetroffenen auch die Teilnahme an Gottesdiensten erleichtert werden kann, sind die sog. "Vergiss-mein-nicht"-Gottesdienste, daher endete der Seminarnachmittag mit einer so gestalteten Maiandacht in der Reischacher Pfarrkirche.
Offenheit, Kürze und Altbewährtes, wie bekannte Lieder und Texte, sind zentrale Elemente. Menschen mit Demenz spüren jeden Tag, was sie alles nicht mehr können oder erinnern. Wenn sie aber ein bekanntes Gotteslob-Lied erkennen oder das "Vater unser" hören, stimmen oft auch ansonsten schon verstummte Menschen wieder mit ein. Alte Erinnerungen werden geweckt und für Demenzerkrankte ist das eine Bestätigung: Ich kann noch etwas, ich gehöre dazu, ich bin aufgehoben in einer Gemeinschaft.