Der Hilfsbedarf bei den Kleinsten im Kindergartenalter steige und es würden generell immer intensivere Hilfeformen nachgefragt. Es zeichne sich auch ein Trend zum Ausbau ambulanter Hilfeformen ab. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (AGkE), Johann Erbertseder, sprach am Freitag, 24. November, in Passau ein weiteres Problem an: die Wende der Politik im Umgang mit jungen Migranten. Zunehmend werde bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen auf Abschiebung statt auf Integration gesetzt.
Alle Beteiligten seien ernüchtert und frustriert, weil unter den betroffenen Jugendlichen Perspektivlosigkeit herrsche. Es sei zu hinterfragen, so Erbertseder bei der Mitgliederversammlung, ob dadurch nicht die finanziellen Leistungen der Gesellschaft in den Sand gesetzt würden. Denn Jugendhilfeplätze seien teuer. Die Einrichtungen der Erziehungshilfe unternahmen in den Jahren 2015 und 2016 alles, um minderjährige Migranten aufzunehmen und stampften auf Drängen von Freistaat und Landratsämtern Betreuungsplätze aus dem Boden, sagte Erbertseder. Jetzt erhielten sie die Anweisung, "zurückzubauen". Dieser "abrupt verordnete Rückbau" in der Betreuung im Jahr 2017 führe zu Perspektivlosigkeit. Die bisher eingesetzten Gelder seien möglicherweise umsonst gewesen. Die Erziehungseinrichtungen stellten sich den Herausforderungen und seien bereit, den verlangten Wechsel zu gestalten. Der Abbau sei aber nicht zielführend.
Die Leiterinnen und Leiter der katholischen Einrichtungen der Erziehungshilfen stellen zudem eine Zunahme des Hilfebedarfs bei den Kleinsten fest, betonte Erbertseder. Sie bräuchten schon im Kindergartenalter zusätzliche Betreuung. Er begrüßte daher die Anwesenheit von Diakon Konrad Niederländer, Bischöflicher Beauftragter für die Caritas, die damit Unterstützung signalisiere.
Die AGkE-Geschäftsführerin Erika Paul von der Caritas unterstrich das gute Image der katholischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Die Einrichtungen seien genauso wertvoll wie andere Unternehmen. Häufig stünden jedoch monetäre Leistungen im Zentrum der Debatten. "Die Einrichtungen der Erziehungshilfen leisten einen wirtschaftlichen Rückfluss von Investitionen im sozialen Bereich und einen Mehrwert für die Gesellschaft", so Paul, die Petra Rummel vom Bayerischen Landesverband (LVkE) in der Runde begrüßen konnte.
Die AGkE trägt zur Vernetzung bei. So wurde im Fachforum Jugendberufshilfe das zögerliche und späte Anmelden bei beruflicher Reha-Ausbildung und Reha-Berufsvorbereitungsmaßnahmen besprochen. Die von der Arbeitsagentur zugewiesenen Teilnehmer erforderten ein hohes Maß an pädagogischem Know-How. Die Erziehungsberatungsstellen berichteten über ihre Arbeit in Kindergärten, über das Projekt "Kinder und Not" und Schulungen zur inklusiven Beratung. Das Fachforum der stationären und teilstationären Einrichtungen besprach, mit Lobbyarbeit die Erziehungshilfe in das Bewusstsein zum Beispiel von Mandatsträgern zu heben.
Sie setzen sich für junge Menschen ein und steuern die katholische Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im Bistum Passau.
vordere Reihe v.li.n.re.: Irmgard Tschiggfrei (Einrichtungsleitung Haus Christophorus Waldkirchen, KCV Freyung) Erika Paul (AGkE Geschäftsführerin, DiCV Passau) Petra Rummel (LVkE Geschäftsführerin) Johannes Erbertseder (Vorsitzender Seraphisches Liebeswerk international, Gesamtleitung Franziskushaus Altötting)
mittl.R.: Diakon Konrad Niederländer (Vorstand Caritasverband für die Diözese Passau e.V.) Aloisia Rothenwührer (Erziehungsberatungsstelle Freyung, KCV Freyung), Monika Schuster (Berufsbildungszentrum Freyung), Thomas Huber (Antoniushaus Marktl, Seraphisches Liebeswerk), hi. R.: Sonja Sterl (Erziehungsberatungsstelle Regen, KCV Regen) Bettina Zauner (Heimvolksschule Fürstenzell) Petra Wiktorin (Pädagogischer Dienst, Marienheim Regen, KCV Regen) Karin Gass (AGkE Passau)
Theresia Wildfeuer/can