Gemeinsam mit Gastgeber Martin Winklbauer und den Pilgerwegbegleiterinnen Resi Aicher und Anita Zehetmair begaben sie sich auf eine zweistündige Pilgerwanderung. Dazu eingeladen hatte Susanne Stimmer vom Referat Gemeindecaritas.
"An diesem Abend wollen wir uns gemeinsam auf Spurensuche begeben und miteinander unterwegs sein: zu uns selbst, unserer Mitte, zu unseren Mitmenschen und zu Gott. Und ganz nebenbei wollen wir in der Natur auftanken, neuen Schwung ins Leben holen und weiter am Caritas-Netz knüpfen." Mit diesen Worten begrüßte Susanne Stimmer die 27-köpfige Pilgergruppe, bestehend aus Frauen und Männern aus Kirchweidach, Burgkirchen, Burghausen, Winhöring, Halsbach und Aschau a. Inn. Sie hatten sich zu Beginn vor der "Kroanhütte" versammelt, wo Stimmer ins Thema des Abends einführte.
Unterwegssein sei ein wesentliches Merkmal der Caritas, eröffnete sie. Caritas sei immer schon unterwegs gewesen, lange bevor sie zur Institution wurde. Sie sei unterwegs zu den Orten des Lebens, zu den Menschen, unterwegs mit der Botschaft und den Taten der Nächstenliebe. Das habe Jesus schon so gemacht, "und so machen es wir es auch", erklärte Stimmer und betonte, diesem Unterwegssein wolle die Pilgerwanderung Rechnung tragen. Außerdem wolle sie Gelegenheit geben, nachzudenken: "Was bewegt mich, welche Wege bin ich schon gegangen, wohin haben sie mich geführt, wer hat Spuren in meinem Leben hinterlassen?"
Bevor die Pilgergruppe aufbrach, um sich diesen und weiteren Fragen zu widmen, verwies Stimmer auf die Bedeutung einer stabilen Caritas-Gemeinschaft. "Wir knüpfen aufeinander zu, wir knüpfen aneinander an", zitierte sie den bereits verstorbenen Liedermacher Peter Janssens. Es sei wichtig, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, voneinander zu wissen und gemeinsam am Caritas-Netz zu knüpfen. Dieses Netz dürfe man sich als Fangnetz vorstellen, "welches aber nicht einfangen, sondern auffangen will", unterstrich Stimmer. Ein solches Netz gebe Halt und stärke. Je mehr Menschen daran knüpften, desto tragfähiger und größer werde es. "Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann ein weltumspannendes Netz der Nächstenliebe entsteht", fasste sie den Wunsch aller Anwesenden zusammen.
Die Wanderung führte die Pilgergruppe an insgesamt neun Stationen. Resi Aicher, Anita Zehetmair und Susanne Stimmer boten abwechselnd Impulse und Denkanstöße. Martin Winklbauer vertiefte diese, indem er jeweils seine Sicht der Dinge dazulegte in Geschichten und Erfahrungsberichten dazulegte.
So erzählte er bei der ersten Station von seinem Theaterstück "Der Bauer in der Kutte" und umschrieb das Leben und Wirken des Heiligen Niklaus von Flüe. Von dessen Frau Dorothee könne man lernen, Menschen und Situationen so anzunehmen, wie sie sind, aber auch loszulassen, mit Belastungen und Spannungen umzugehen sowie neue Herausforderungen anzunehmen.
Vor einer Wegsperrung regte Anita Zehetmair an, sich der eigenen Grenzen bewusst zu werden: "Ist dies eine Grenze, die ich akzeptieren muss, oder die ich auch überwinden kann?" Dieser Frage schloss sich eine lebhafte Diskussion an. Abschließend zitierte sie aus Psalm 147: "Er schafft deinen Grenzen Frieden". Dieser Spruch fand sich auch auf Steinen am Wegesrand wieder, die jeder Teilnehmende zur Erinnerung mitnehmen durfte.
Beim "entwurzelten Baum" übte sich die Pilgergruppe in einer Meditation, die Zehetmair anleitete. Hierbei ging es ums Annehmen und Loslassen, ums Verwurzeltsein. "Der Glaube und das Vertrauen in Gott kann dem Leben Halt geben", so Zehetmair. Ebenso könnten Menschen in unserem Umkreis dabei helfen, Wurzeln zu finden. Wer fest verwurzelt sei, könne wachsen, vielleicht sogar blühen und Früchte tragen.
Unterwegs waren die Pilgernden stets eingeladen, innezuhalten, zu beten, zu singen, sich auszutauschen. Gerhard Zehetmair und Johannes Stimmer begleiteten den Gesang der Pilgernden auf der Gitarre.
Der Rundweg führte die Gruppe schließlich zum Energieturm. Dort endete die Pilgerschaft mit einer kurzen Andacht. Gebete wurden gesprochen, Lieder gesungen, und die Anwesenden waren eingeladen, mit entzündeten Teelichtern zu symbolisieren, wofür sie ihre Energie im alltäglichen Leben einsetzen. Susanne Stimmer spannte noch einmal den Bogen zur Caritas, indem sie die Aufmerksamkeit auf das Logo der Caritas, das Flammenkreuz, lenkte. Es sei Zeichen für Wärme, Herzlichkeit und Menschlichkeit. Das Flammenkreuz mache sichtbar, woraus die Caritas sich speist.
Der Abend klang mit gemütlichem Beisammensein in der Kroanhütte aus. Ein reichhaltiges Büffet - zubereitet und mitgebracht von den Teilnehmenden selbst - sorgte für gute Laune, ebenso wie die anregenden Gespräche.