Der Herbst hält Einzug, und mit ihm geht das Gemüseprojekt der "Campus-Ackerdemie" am Caritas-Berufsbildungszentrum (BBZ) in Zwiesel in die Endphase. Über das gesamte Schuljahr hinweg haben die Auszubildenden des Zentrums unter der fachkundigen Leitung ihrer Lehrkraft Tanja Stich fleißig Obst und Gemüse angebaut und dabei wertvolle Kenntnisse im nachhaltigen Gartenbau erworben.
Das Erntedankfest an diesem Sonntag markiert nun den Höhepunkt dieses Projekts: Im Foyer des Berufsbildungszentrums wurden in der vergangenen Woche die Früchte der Arbeit, darunter Bohnen, Zucchini, Kürbisse und viele weitere Gemüsesorten, stolz ausgestellt. Die Auszubildenden, die sich über Monate mit Hingabe um die Beete gekümmert haben, konnten schon das ganze letzte Schuljahr über nicht nur die Ernte einbringen, sondern auch das eigene Gemüse in der Schulküche zu schmackhaften, gesunden Gerichten verarbeiten.
"Die Schüler waren begeistert von der Option, draußen in der Natur zu arbeiten und haben viel über biologische Anbaumethoden und Eigenverantwortung gelernt", berichtet Tanja Stich. Dabei ging es um mehr als nur praktisches Wissen im Anbau: Die Schüler lernten, wie wichtig Teamarbeit, Geduld und die richtige Pflege für eine erfolgreiche Ernte sind.
Das Projekt bot den angehenden Erzieherinnen und Erziehern die Möglichkeit, praktische Kenntnisse im Bereich der Umweltbildung zu erwerben, der zunehmend an Relevanz im Bildungswesen gewinnt. Durch ihre eigenen Erfahrungen im Gemüseanbau können die zukünftigen Pädagogen Kindern und Jugendlichen nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Ansätze zur Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit natürlichen Ressourcen vermitteln. Dies trägt dazu bei, ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge und die Bedeutung nachhaltiger Lebensweisen schon bei Kindern und Jugendlichen zu schaffen.
Besonders herausfordernd war die Arbeit im Garten neben der Einsiedeleistraße. Der Boden ist dort teilweise sehr steinig, die Pflege der Beete eine entsprechend mühsame Aufgabe. Doch der Mutterboden steckt voller Energie, was sich nun in der reichen Ernte widerspiegelte. Mit Blick auf das architektonisch reizvolle Wohnhaus der Schulgründerin Dr. Elisabeth Hieke arbeiteten die Auszubildenden unermüdlich und brachten das Beste aus dem für die Stadt Zwiesel durchaus kultur-historisch wertvollen Garten hervor.
Der Fokus lag in diesem Jahr auf nachhaltiger Landwirtschaft und gesunder Ernährung. Die Arbeit im Garten wurde durch Theorieeinheiten ergänzt, in denen die Auszubildenden sich intensiv mit den Themen regionaler und biologischer Landwirtschaft auseinandersetzten.
Tanja Stich, die die Leitung des Projekts "Campus-Ackerdemie" innehat, hob hervor: "Was uns antreibt, sind grundlegende Probleme unserer Zeit. Kinder haben immer weniger Zugang zur Natur und verlieren den Bezug zu Lebensmitteln. Dabei landen in Deutschland jährlich 30 Prozent der Lebensmittel im Müll, während gleichzeitig über 20 Prozent der Kinder übergewichtig sind und ein erhöhtes Risiko für Krankheiten wie Diabetes haben." Die "Campus-Ackerdemie" will diesen Entwicklungen entgegentreten, indem sie nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch das Bewusstsein angehender Pädagogen für gesunde Ernährung und nachhaltiges Handeln schärft.
Aus Straubing waren die Acker-Coaches Anita Obermeier und Alfons Zollner angereist, um die Auszubildenden fachkundig zu unterstützen. Mit ihrer Expertise begleiteten sie die Schüler bei der Aussaat, Pflege und Ernte der Pflanzen. Als Teil des mehrfach ausgezeichneten Bildungsprogramms leisten die beiden einen wichtigen Beitrag zu Gesundheitsförderung und Klimaschutz.
Der BBZ-Acker geht nun in die "Winterpause": Der Boden wird abgeerntet, mit Mulch abgedeckt, und der Fokus richtet sich vermehrt auf theoretische Inhalte sowie auf die kreative Verarbeitung der Ernte in der Küche.
Raimund Kreutzer, Schulleiter des Caritas-BBZ, bedankte sich besonders für die Unterstützung durch die Dr. Elisabeth-Hieke-Stiftung und den Mädchenwerk e.V.: "Wir sind sehr dankbar, dass wir den Garten im Sinne von Frau Dr. Elisabeth Hieke so nutzen können. Ohne diese Unterstützung wäre das Projekt "Campus-Ackerdemie" mit dem Acker e.V. aus Potsdam nicht möglich gewesen."
Das Erfolgsrezept der "Campus-Ackerdemie" - eine Kombination aus Praxis und Theorie - hat sich bewährt und wird auch im kommenden Schuljahr wieder ein fester Bestandteil des Unterrichts sein. "Die Resonanz der Schüler war durchweg positiv, und wir freuen uns, das Projekt fortzuführen", sagt Tanja Stich.