An der Seite der Menschen stehen. Not sehen und handeln. Der Nächstenliebe folgen. Der Grundauftrag der Caritas im Bistum Passau ist nach über 100 Jahren gültig. Zur Jubiläumsfeier am Freitag, 29. April, haben Diözesanbischof Dr. Stefan Oster SDB und die beiden Caritasvorstände das für die Zukunft bestätigt. Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSc ist auch offiziell in ihr Amt als Caritasdirektorin eingeführt worden.
Bischof Oster sprach im Dom mit Blick auf das Leben der Hl. Katharina von Siena von der persönlichen Nähe zu Jesus. Aus solcher Begegnung heraus müsse man sich den Menschen in Not, allen, die mit Mühsal beladen sind, zuwenden. "Es gibt wohl kaum einen Dienst, der so sehr an den Rändern für die Mühseligen und Beladenen wirkt, wie die Caritas", betonte er in seiner Predigt. Motivation dafür sei die österliche Botschaft "Jesus lebt". Solch österliche Hoffnung setze sich im Einsatz unter dem Flammenkreuz für den Nächsten durch. Sie schenke schließlich allen Hoffnung auf eine gute Zukunft, gerade in der heutigen Zeit mit Krisen wie dem Ukraine-Krieg, der Corona-Pandemie und einer zunehmend säkularen Gesellschaft. Im Rahmen eines kurzen geschichtlichen Überblicks ging der Bischof auf die Dienste der Caritas und die professionelle Arbeit ein. Dazu sein Hinweis, dass die Caritas aufgrund der Begegnung mit Jesus mehr sei, als ein reiner Wohlfahrtsverband. "Wir sind als Christen alle zum Dienst am Nächsten berufen", so der Bischof. Mit Andrea Anderlik übernehme nun eine Frau ein hohes diakonisches Amt in der Passauer Caritas. Er dankte allen Mitarbeitenden schließlich für ihren Dienst und wünschte dem Diözesanverband alles Gute und Gottes Segen zum Jubiläum.
Predigt von Bischof Stefan Oster
Der Bischöflich Beauftragte Diakon Konrad Niederländer, begrüßte die rund 200 Gäste im Festsaal von St. Valentin, darunter die Familie Anderlik. Er unterstrich: In einer Welt mit sozialem Wandel und aktuellen Krisen brauche es Caritas und Kirche, um den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Caritas biete ein starkes Netzwerk. Viele Menschen verleihen ihr bis heute mit Herz und Verstand aus dem Glauben heraus ihr Gesicht. Für solches Zeugnis unter dem Symbol des Flammenkreuzes dankte er und verwies auf die Festschrift zum Jubiläum mit 100 persönlichen Aussagen zur Arbeit in der Caritas. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Vorstandskollegin, mit der zum ersten Mal in der 100-jährigen Geschichte eine Frau als Direktorin antrete, so Diakon Niederländer.
Andrea Anderlik: Solidarität und "Sich getragen wissen"
Die neue Caritasdirektorin betonte das solidarische Miteinander in der Caritas und den gemeinsamen Auftrag. Ob haupt- oder ehrenamtlich tätig, ob in Kreis- oder Orts-Caritasverbänden: entscheidend sei, gemeinsam die Not der Menschen zu sehen und aus Nächstenliebe zu handeln. Die Caritas, so Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSc, stehe auf dem Fundament des Glaubens, der Kirche und angesichts der Entwicklung in den über 100 Jahren auf heute so vielen Diensten. Dem Diözesanverband komme koordinierende Funktion zu. In Anwesenheit ihrer Mutter, ihres Ehemannes und der beiden Kinder, sprach Andrea Anderlik davon, wie sehr sie sich vom Glauben und von ihrer Familie getragen wisse; getragen besonders von ihrem Vater, der vor wenigen Tagen verstorben ist.
Gleichzeitig gelte das "Sich getragen wissen" für die ganze Caritas: durch die Kirche und die Kommunen, Bezirke und den Freistaat. Zusammen halte man auch die Spannbreite aus, um aktuelle Krisen zu bewältigen. Die Caritas, so die Direktorin, brauche auch künftig die solidarische Unterstützung, um in den für die Menschen dringend nötigen Diensten präsent zu bleiben. Die Caritas schaue auf die Lücken im Netz der Gesellschaft. Dies eröffne auch neue oder alternative Handlungsfelder. Der Verband wolle auch ein verlässlicher Arbeitgeber mit einer entsprechend ausgebildeten Führungsebene sein. Als Direktorin wolle sie Vertrauen schenken, um das Bestmögliche für alle Klienten/innen zu leisten. "Machen wir uns gemeinsam auf den Weg und gehen mit Herz und Vertrauen in die Zukunft". Andrea Anderlik nahm die 100-Jahr-Feier zum Anlass, allen Freunden, Förderern und Mitarbeitenden für ihre Unterstützung und ihr Wirken zu danken. Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSc, war im März von der Caritas in Oberösterreich nach Passau gewechselt. Die 48jährige war dort zuletzt Vorstand im Fachbereich Betreuung und Pflege.
Caritas ist unverzichtbar - Glückwünsche aus Politik und Caritas
Passaus Bürgermeister Armin Dickl, würdigte den Caritasverband als "tragende Säule der Wohlfahrtspflege in der Stadt Passau" und als verlässlichen wie starken Partner in allen Fragen und Herausforderungen des Sozialbereichs. Dieses Engagement mache die Stärke unserer Zivilgesellschaft aus. Caritas-Mitarbeitende "machen das Leben in unserer Stadt Passau reicher und wärmer".
Für den Passauer Landrat Raimund Kneidinger ist "Caritas zeitlos und helfen immer modern. Die Caritas ist der große Fanclub der Nächstenliebe". So sprach er von einem 100 Jahre jungen Caritasverband, dessen umfassende Angebote "unverzichtbar, unvergleichlich" seien. Dies sei wohl die größte Leistung der Caritas: "Die Flamme der Begeisterung für die Nächstenliebe immer am Lodern zu halten", sagte Raimund Kneidinger, der auch Vorsitzender des Kreis-Caritasverbandes Passau Stadt und Landkreis ist.
Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl sagte: der katholische Wohlfahrtsverband habe große Bedeutung für ganz Niederbayern. Die Caritas präge entscheidend das soziale Gesicht. Die Hilfe für Menschen in schwierigen Lebenslagen sei zutiefst christlich. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brennen für ihre Aufgabe", wie es mit den zwölf Flammen im Zeichen des Kreuzes symbolisiert werde. Für den Bezirk Niederbayern sei der Caritasverband ein sehr wichtiger Partner. Der Bezirk leiste seinen Anteil an der Caritas-Arbeit, "denn wir wissen, dass ihre Arbeit das wert ist".
Der Landes-Caritasdirektor,Prälat Bernhard Piendl, betonte: Gerade angesichts Corona und des Krieges in der Ukraine bewährten sich die gewachsenen und erprobten Strukturen der Caritas. Ohne sie "wären diese Krisen nicht zu bewältigen". Inmitten der politischen Entscheidungen und des bewundernswerten ehrenamtlichen Engagements sorgen sie für Stabilität. Passau sei schon immer eine wichtige Brücke nach Osten gewesen. Das zeige sich in der Ukraine-Krise. Die Caritas mit ihrer Wertorientierung und ihrem kirchlichen Sendungsauftrag sei generell "unverzichtbar", betonte Prälat Piendl. Dem Auftrag Jesu verpflichtet, schaffe sie Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit. Passau sei mit den bayerischen Caritasverbänden eine kraftvolle Stimme, um die Gesellschaft "wirkmächtig" zu gestalten.
Konzelebranten und Festgäste
Konzelebranten bei der Pontifikalmesse waren Generalvikar Josef Ederer, Landes-Caritasdirektor Bernhard Piendl, Domdekan Dr. Hans Bauernfeind und Dompropst Dr. Michael Bär, früher Bischöflich Beauftragter für die Caritas, sowie als Diakon dessen Nachfolger und heutiger Vorstand Konrad Niederländer, dazu Mitglieder des Domkapitels. Unter den Festgästen waren Caritasdirektor Franz Kehrer, Linz, und Caritasdirektor Prof. Dr. Hermann Sollfrank, München-Freising, sowie die Aufsichtsrätinnen und -räte des Diözesan-Caritasverbandes, zahlreiche Vertreter der Kreis- und Orts-Caritas, des Bistums und politisch Verantwortliche aus dem Landtag und den Kommunen.
100 + 1 Jahre Caritas in Passau
Der Diözesan-Caritasverband Passau war am 12. Januar 1921 formell gegründet worden. Bereits im Dezember 1920 hatte Domkapitular Matthias Garhammer die Gründung veranlasst und bestehende Hilfen der Caritas gebündelt. In den heute insgesamt 144 Einrichtungen für Menschen mit Pflegebedarf, mit Behinderung oder der Jugendhilfe, in den vielfältigen Beratungsdiensten und den inzwischen über 80 eigenen Kindertageseinrichtungen leisten 3.850 Mitarbeitende ihren caritativen Dienst. Jährlich sind es rund 34.000 Personen, die sich darauf Tag für Tag verlassen können. Zur Basis solcher Hilfe tragen auch die sieben Kreis-Caritasverbände bei, sowie die über 90 Orts- und Pfarrcaritasverbände, die mit fast 13.000 Mitgliedern ein starkes Netzwerk bilden. So können in der gesamten Caritas über 63.000 Personen betreut werden. Die Feier des Jubiläums war Corona bedingt auf das Jahr 2022 verschoben worden.
Festschrift mit 100 Gesichtern der Caritas
Ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk haben 100 Mitarbeitende und Klienten/innen zum Jubiläum gemacht. Sie legen eindrucksvoll mit einem Porträt ihr persönliches Zeugnis für die Caritas ab. Die Festschrift "100 Jahre an der Seite der Menschen", gestaltet von Christoph Pittner (pittner-design) ist ein Spiegel für die breite Hilfe der Caritas, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. Bischof Oster fasst dort den Auftrag der Caritas prägnant zusammen: "Dienen um der Menschen willen - und um Gottes willen, weil Gott die Menschen liebt".