Das wissen die Caritas-Ehrenamtlichen im Landkreis Altötting. Sie stecken viel Tatkraft in ihr soziales Engagement. Neben Familie und Beruf nimmt die Freiwilligenarbeit einen Großteil ihres Lebens ein. Einen Teil ihrer freien Zeit verwenden sie für karitative Aktivitäten, Aktionen und Dienste im gemeindlichen und vor allem kirchlichen Bereich. Vor Ort sind sie Ansprechpartner für Menschen in Not, für Menschen in Krisensituationen, für Menschen im Alleinsein, in Alter und Krankheit.
Helfen? Ehrensache!
Dass diese Einstellung jedoch auch zu Lasten des eigenen Wohlbefindens gehen kann, wird oft unterschätzt. Viele Engagierten erreichen irgendwann den Punkt, an dem sie merken, dass ihre Energie verbraucht ist. Dass die Anstrengung im Tun größer ist, als die Freude daran.
Spätestens dann ist eine "heilsame Selbstunterbrechung" (Martin Schleske) angesagt. Um nicht abzustumpfen und um nicht das Gefühl zu verlieren für sich selbst und für das, was um einen herum geschieht. Auf der Strecke bleiben darf niemand.
Daher wünschten sich die Vorstandschaften der Caritasvereine im Landkreis Altötting einen Tag "Auszeit vom Caritas-Alltag". Er sollte dafür bestimmt sein, in der Betriebsamkeit innezuhalten und der geistigen wie seelischen Erholung genügend Raum zu geben. Ziel war, neu empfänglich zu werden für die wesentlichen Dinge und für alles, was den Wert des Lebens ausmacht.
"Zur Ruhe kommen", "loslassen", so formulierten zwei Teilnehmerinnen ihre Erwartungen an den Tag. Andere wünschten sich "Entschleunigung", "Entspannung" und "Veränderung, damit mir nicht alles zu viel wird". Eine Teilnehmerin ergänzte: "Ich möchte den Tag mit einem Lächeln beenden."
Hans-Peter Eggerl der die Gruppe als Referent durch diesen Tag begleitete, enttäuschte diese Erwartungen nicht. In seiner Eigenschaft als Männerseelsorger und Entwickler spiritueller Lebenskunst weiß er, auf welche Elemente er in der Durchführung von Auszeit-Tagen setzen kann. So hielt er mit einer Mischung aus "üben und erfahren, lesen und überlegen" (HaPe Eggerl), reden und zuhören die Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wach. Sie fanden den passenden geschützten Raum, sich zu öffnen und einander mitzuteilen. Auch die Atmosphäre empfanden sie als stimmig.
Themen wie "Wer ist Gott für mich?", "der Mensch als Gedanke Gottes", "Umgang mit Zeit" oder "Lebensführung als Aufgabe" wurden gemeinsam reflektiert. Kurze Text-, Musik- und Videoimpulse boten der Gruppe Gelegenheit zum Nachdenken und Austauschen und wechselten sich mit Körperübungen und Bildbetrachtungen ab. Zwischendurch lud Susanne Stimmer, die die Veranstaltung im Vorfeld organisiert hatte, immer wieder zum gemeinsamen Singen ein.
Gemäß dem Sprichwort "Essen hält Leib und Seele zusammen" stärkte sich die Gruppe zu Mittag mit belegten Broten und leckeren Salaten, die das Café Rothmaier und das Caritashaus St. Elisabeth liebevoll zubereitet hatten. Um 15 Uhr klang der Auszeit-Tag mit Kaffee und selbstgemachten Kuchen aus.
Ein abschließender Blick auf das Gesicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer genügte, um zu wissen, dass sich nicht nur ein einziger Wunsch erfüllt hat. Alle fuhren lächelnd nachhause.
Susanne Stimmer, Referat Gemeindecaritas Dekanat Altötting