An vielen Orten der Welt helfen Menschen anderen Menschen - ohne dabei eine vergleichbare Gegenleistung zu erhalten oder direkten Nutzen daraus zu ziehen. Manche nehmen Nachteile auf sich, riskieren ihr Leben. Manchmal ernten sie nur Unverständnis. Wieso verschenken Menschen ihre Lebenszeit und ihre Kraft, an "Nächste"?
Wer auf die vielen Dienste und Einrichtungen der Caritas im Bistum Passau schaut, stellt in Berichten und persönlichen Zeugnissen immer wieder fest, dass viele haupt- und ehrenamtlich Tätige mit innerer Freude erfüllt sind, wenn sie sich anderen helfend zuwenden. Viele handeln aus ihrer persönlichen religiösen Prägung heraus. Der Glaube spielt für sie eine große Rolle.
Im Christentum identifiziert sich Jesus mit den Armen, Verletzten, Ausgegrenzten, Notleidenden. Sie zu unterstützen ist zentral für Christinnen und Christen von Beginn an. Was ihr dem Geringsten getan oder eben nicht getan habt, das habt ihr auch mir getan bzw. nicht getan, heißt es im Gleichnis vom endzeitlichen Gericht (Mt 25,30-48). Helfendes und soziales Handeln gehört zum Kern christlicher Existenz, caritativer Dienst zur Nachfolge. Das Zeichen Jesu bei der Fußwaschung, das Beispiel des Barmherzigen Samariters, um nur zwei zentrale biblische Erzählungen zu nennen, unterstreichen den radikalen Anspruch. Sie bilden ein Fundament, auf dem die Kirche zu allen Zeiten bis heute aufbauen konnte und kann.
Der erste Passauer Caritasdirektor, Domvikar Otto Ritzer, schreibt wenige Jahre nach der Gründung dem Verband noch in das Stammbuch: Caritas bedeutet die "Liebe zu Gott und die aus dieser Gesinnung hervorragende Liebe … die dem Nächsten in seiner wirtschaftlichen, leiblichen, geistig-seelischen oder religiösen Not beisteht".
Caritas ist ein Grundvollzug des Glaubens neben der Lehre und dem Gottesdienst. Bischof Dr. Stefan Oster hat den Auftrag zur Nächstenliebe immer wieder bestätigt: Die Caritas hat in einer gebrochenen Welt einen heilenden Dienst zu leisten. Sie stehe dabei an der Seite von Schwachen, Kranken, Alten, Obdachlosen, oder Menschen mit Behinderung. Der Auftrag des katholischen Wohlfahrtsverbandes gründe in der "Caritas", also der ursprünglichen Liebe von Gott her. Es verbindet sich das Handeln für den Nächsten mit der Nachfolge Jesu Christi. Caritas sei das gelebte Beispiel der sich verschenkenden vorbehaltlosen Liebe Gottes. Und er hat den sozialen Dienst immer auch mit dem eigenen Glauben verknüpft, mit der persönlichen Freundschaft mit Jesus.
Das wird auch deutlich, wenn im Rahmen der Neuevangelisierung und des pastoral-strukturellen Prozesses im Bistum Passau die Verknüpfung von Pastoral und Caritas über die Gemeindecaritas mit einbezogen ist.
Barmherzigkeit wird immer eine Aufgabe bleiben. "Liebe - Caritas - wird immer nötig sein, auch in der gerechtesten Gesellschaft. Es gibt keine gerechte Staatsordnung, die den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte", schrieb Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika "Deus Caritas est".
Im Diözesan-Caritasverband gibt es zahllose Menschen, die sich der Barmherzigkeit verpflichtet wussten und wissen. In den heute insgesamt 144 Einrichtungen der Altenhilfe, der Behinderten- und Jugendhilfe, in den vielfältigen Beratungsdiensten und den inzwischen 83 eigenen Kindertageseinrichtungen leisten 3.343 Mitarbeitende ihren caritativen Dienst. Dies mit Herz und Profession. Zur Basis solcher Hilfe tragen auch die sieben Kreis-Caritasverbände bei sowie die 93 Orts- und Pfarrcaritasverbände, die mit fast 13. 000 Mitgliedern ein starkes Netzwerk bilden. Mit ihrem breiten Spektrum hat die Caritas einen festen Platz in der Kirche von Passau und gleichzeitig Stand in der Gesellschaft.
Wolfgang Duschl