Dieses Mal stand das Brauchtum um Mariä Himmelfahrt im Mittelpunkt, zu dem Anna Berlinger von der Gemeindecaritas einiges Interessantes erzählte.
Der "große Frauentag", wie Mariä Himmelfahrt auch genannt wird, steht am Anfang der Frauendreißiger - einer Zeit bis Mitte September, in die einige wichtige Marienfeiertage wie Mariä Geburt am 8. September und Mariä Namen am 12 September fallen.
Aber auch die Zeit der Ernte von allerlei Früchten, Kräutern und Getreide prägen diese Zeit.
So ist es kaum verwunderlich, dass Mariä Himmelfahrt, das Hochfest der Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel, auch mit altem Brauchtum rund um das Sammeln und Aufbewahren von Kräutern verbunden ist.
Auch eine schöne Legende wusste die Referentin zu erzählen: Als die Gottesmutter starb, fehlte bei ihrem Begräbnis einer der Jünger Jesu, weil er auf Reisen war. Dieser wollte nach seiner Rückkehr Maria noch einmal sehen, aber als die Jünger das Grab Mariens öffneten, fanden sie darin nur wohlriechende Kräuter und Blumen anstatt ihres Leichnames.
Sieben Kräuter müssen es sein
In vielen Pfarreien wird die Tradition des Kräuterbuschenbindens und der anschließenden Weihe nach dem Gottesdienst gepflegt.
Die Zahl, wieviele Kräuter in den Buschen gehören, schwankt von Region zu Region - zumindest sieben sollten es sein, nach der Zahl der sieben Schöpfungstage oder der sieben Sakramente.
Danach gibt es viele andere Variationen über neun (3x3 für die Heilige Dreifaltigkeit), 12 (Apostel), 14 (Nothelfer) bis hin zu 72 oder 99 Kräuter, Blumen und Getreidesorten. In jedem Fall sollte die Zahl eine symbolische Bedeutung haben.
Auch die Auswahl der Kräuter ist ganz unterschiedlich. Wichtig ist nur, dass es heimische Pflanzen sein müssen, die eine heilende Wirkung oder eine symbolhafte Bedeutung haben.
So befindet sich hierzulande meist in der Mitte die Königskerze als Zepter und wertvolle Heilpflanze, in manchen Gegenden aber auch die Rose als Symbol für Maria.
Viele Bräuche wussten auch die anwesenden Gäste zu berichten, was mit den Kräuterbuschen nach der Weihe geschieht:
Meistens wird er im Herrgottswinkel zum Trocknen aufgehängt und bei Krankheit wird aus dem jeweiligen Heilkraut ein Tee zubereitet, z.B. Salbei bei Halsweh oder Magenschmerzen. Oder man hängte den Buschen im Krankenzimmer auf.
Auch dem Vieh gab man von den Kräutern, zur Vorbeugung im Futter oder wenn es krank war.
Wenn ein Gewitter tobte, warf etwas davon ins Herdfeuer, um Schaden von Haus und Hof abzuwenden.
Brautleuten legte man in der Hochzeitsnacht Kräuter unters Kopfkissen. Sie sollten ein langes, kinderreiches Leben bescheren. Auch Gebärenden legte man ein Sträußlein von den Kräutern unter das Bettlaken, um die Geburt zu erleichtern.
Tote bekamen ein Kreuz aus geweihten Kräutern aufgelegt - als Stärkung für ihre letzte Reise.
In vielen Gegenden wurden mit den Kräuterbuschen auch in den Raunächten zwischen Weihnachten und Dreikönig die Ställe ausgeräuchert. Dies sollte Unheil abwenden und Glück und Segen bringen.
Nach dem kleinen Vortrag stellte die Hauswirtschafterin und Fachkraft für gesunde Ernährung Anja Schmalz aus Landau viele verschiedene Kräuter vor, die sie frisch geerntet mitgebracht hatte. Die Gäste erkannten einige davon gleich an ihrem Aussehen und Geruch, wie z.B. das Johanniskraut, die Schafgarbe oder die Minze.
Die Referentin motivierte die Anwesenden, stets mit offenen Augen durch die Natur zu gehen und dankbar auf die reichen Schätze zu achten, die uns der Schöpfer geschenkt hat. Wenn man Wildpflanzen sammelt, sollte man auch immer einen Leitspruch beachten: man darf nur so viel nehmen, dass der nächste, der kommt, gar nicht merkt, dass man da war.
Nachdem alle Kräuter und Wildpflanzen ausgiebig beschaut, befühlt und beschnuppert worden waren, machten sich die Anwesenden eifrig ans Binden eines Kräuterbuschens. Schließlich hatten alle viel Freude an ihrem Strauß, den in der Mitte nicht klassisch eine Königskerze zierte, sondern eine kleine Sonnenblume. Diese sollte den Gästen ein bisschen Sonne ins Herz bringen und das Gemüt erfreuen.
Zum Ende der Veranstaltung sprach man zusammen ein Gebet und segnete die Kräuterbuschen mit Weihwasser.
Die Selbsthilfegruppe Pflegende Angehörige Rottal-Inn wird mit freundlicher Unterstützung der Kath. Erwachsenenbildung (KEB) Rottal-Inn-Salzach durchgeführt.
Text: Anna Berlinger, Gemeindecaritas