Mit einer interessanten Ausführung und anschaulichen Führung begeisterte Sonja Habereder (vorne Mitte) die Teilnehmer:innen.Gemeindecaritas Pfarrkirchen und Simbach am Inn
Die offene Selbsthilfegruppe der pflegenden Angehörigen Rottal-Inn trifft sich einmal monatlich auf dem Erlebnis- und Begegnungsbauernhof Weber Fünf in der Gemeinde Falkenberg. Neben einem "festen Stamm" an Teilnehmer:innen, die seit der Gründung 2022 regelmäßig dabei sind, kommen andere Frauen und Männer nur zu bestimmten Themen und Vorträgen vorbei.
Seit Herbst 2023 wird die Gruppe von Anna Berlinger, Gemeindecaritas in den Dekanaten Pfarrkirchen, Simbach am Inn und Osterhofen, geleitet. Wertvolle Unterstützung erfährt sie dabei auch von der KEB Rottal-Inn-Salzach.
Ende Februar besuchten neun interessierte Teilnehmer:innen die Musterausstellung zum barrierefreien Wohnen im Donau-Isar-Klinikum Landau. Frau Sonja Habereder, die die Wohnberatungsstelle des Landratsamtes Dingolfing-Landau leitet und die Musterausstellung mit eingerichtet hat, erklärte in ihrem Vortrag zunächst die Möglichkeiten der Finanzierung von Umbauten in der Wohnung:
Werden lediglich Hilfsmittel wie Badewannenlift, Duschhocker, Haltegriffe oder ähnliches benötigt, ist die Krankenkasse zuständig. Hierzu muss der Arzt das entsprechende Hilfsmittel verordnen, mit dem man die Kostenübernahme beantragen kann.
Wenn Um- und Einbauten notwendig werden und man bereits einen Pflegegrad hat, kann man dafür bei der Pflegekasse eine sogenannte "Maßnahme zur Verbesserung des Wohnumfeldes" beantragen. Manchmal ist die Notwendigkeit einer Umbaumaßnahme, z.B. im Bad, aber auch der Grund, warum Pflegebedürftige erstmalig einen Pflegegrad beantragen. Eine weitere Möglichkeit der Finanzierung von barrierefreien Umbauten ist eine Förderung durch den Freistaat Bayern zur behindertengerechten Anpassung von bestehendem Eigen- und Mietwohnraum. Hier kann im Rahmen des Bayerischen Wohnungsbauprogramms ein leistungsfreies Baudarlehen von bis zu 10.000 Euro beantragt werden, falls alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind, wie z.B. die Einhaltung von bestimmten Einkommensgrenzen, der Nachweis der Behinderung oder Beeinträchtigung, die baulichen Mindestanforderungen und weiteres.
Grundsätzlich ist bei allen geplanten Umbauten zu beachten, dass man den Antrag auf Förderung stellen muss, bevor man mit dem Umbau beginnt. Rückwirkend ist eine Förderung kaum mehr möglich. Auch muss der Umbau von einer Fachfirma ausgeführt werden, da für die Abrechnung genaue Rechnungen erforderlich sind. In jedem Fall ist es ratsam, sich vorher gut beraten zu lassen. Die jeweiligen Fachstellen für pflegende Angehörige oder auch die Landratsämter können hier Auskunft geben.
Frau Habereder betonte in diesem Zusammenhang, dass sich auch Ratsuchende aus den Nachbarlandkreisen an sie wenden oder Termine für die Besichtigung der Ausstellung vereinbaren können, zu dem sie die pflegebedürftige Person mitbringen.
Nach dem Vortrag und einer kleinen Kaffeepause, bei der die Gruppe schon die barrierefreie Küche mit unterfahrbarem und höhenangepasstem Herd, absenkbaren Schränken und anderer hilfreicher Technik kennenlernen konnte, führte Frau Habereder die Teilnehmer:innen in ein großes Badezimmer. Hier konnte eine bodengleiche Dusche mit rutschhemmenden Fliesen und praktischem, pflegeleichtem Duschvorhang, verschiedene Sitzgelegenheiten, Haltegriffe in modernem Design, ein WC mit Vorrichtung zum Waschen und Trocknen des Intimbereichs und vieles mehr angeschaut werden.
In einem kleineren Bad zeigte die Fachfrau schließlich auch, dass Barrierefreiheit nicht zwangsläufig überaus viel Platz benötigt.
Eine Treppe mit Zwischenstufen, praktische Steckdosen und allerlei raffinierte Lösungen für Alltagsprobleme rundeten die Führung ab, und auch alle Fragen der Anwesenden wurden ausführlich beantwortet.
Zum Abschluss der zweistündigen Veranstaltung honorierte die Gruppe den sehr informativen und doch kurzweiligen Nachmittag mit einem großen Applaus. Anna Berlinger von der Gemeindecaritas bedankte sich mit einem kleinen Präsent bei der Gastgeberin Sonja Habereder für die sehr interessanten Ausführungen und die anschauliche Führung in der Musterwohnung. Es wird bestimmt nicht der letzte Besuch in der Ausstellung gewesen sein.