101 Jahre ist der Diözesan-Caritasverband nun alt. Am 12. Januar 1921 war das formelle "Gründungsdatum". Aufgrund der Corona-Pandemie konnte das 100-jährige Jubiläum im vergangenen Jahr leider nicht gefeiert werden. Jetzt holt die Caritas das nach. Am Freitag, 29. April, feiert Bischof Dr. Stefan Oster SDB im Passauer Dom einen Pontifikalgottesdienst. Anschließend wird die neue Caritasdirektorin Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSc offiziell in ihr Amt eingeführt.
Und auch nach 101 Jahren bleibt der Verband seinem Ursprung treu. wir.zusammen.caritas. Das derzeitige Leitwort im Diözesanverband schlägt die Brücke in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Damals wie heute sieht man in einer starken Gemeinschaft die Not und handelt. Die Grundidee - dem Aufruf des Deutschen Caritasverbandes folgend - von Domkapitular Matthias Garhammer war 1920: in der Nachfolge Jesu Christi bestehende Hilfen zu bündeln. Denn caritative Werke und Einrichtungen waren in der Geschichte der Diözese Passau immer vorhanden. Viele katholisch-soziale Vereine leisteten angesichts der Not im ausgehenden 19. Jahrhundert und als Antwort auf das Elend nach dem 1. Weltkrieg Caritas-Arbeit. Aber es fehlte die Organisation der Ortscaritas-Ausschüsse, die dann Zug um Zug aufgebaut wurde.
Im Lauf der 100 Jahre musste sich die Caritas stets den Erfordernissen der Zeit anpassen. Die Krisenzeiten der Naziherrschaft, des Zweiten Weltkriegs und des Wiederaufbaus waren zu bewältigen. Die Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhanges oder die weltweite Flüchtlingswelle der vergangenen Jahre sowie die Probleme durch die Corona-Pandemie und aktuell der Krieg in der Ukraine brachten neue Herausforderungen. Caritasdirektor Domvikar Otto Ritzer schreibt 1926: Caritas bedeutet "Die Liebe zu Gott und die aus dieser Gesinnung hervorragende Liebe … die dem Nächsten in seiner wirtschaftlichen, leiblichen, geistig-seelischen oder religiösen Not beisteht".
An der Seite der Menschen stehen! Bischof Dr. Stefan Oster SDB bestätigt es über 90 Jahre später: Caritas ist ein "Zeugnis der Liebe Gottes, der Würde und der Liebenswürdigkeit aller Menschen verpflichtet".
Die Welt, in der die Caritas heute agiert, ist durch den sozialen Wandel geprägt. Bildungschancen, bezahlbarer Wohnraum, die Pflege der alten Menschen, die Sorge um Menschen mit Behinderung, um Familien und Kinder, der Umgang mit Migrantinnen und Migranten. Die steigende Zahl von Menschen in Not hierzulande angesichts der jüngsten Krisen. Es gehört zum Selbstverständnis der Caritas, gesellschaftliche Entwicklungen zu erkennen, Lösungen anzumahnen und zu erarbeiten.
Zu einem Jubiläum gehört es auch, das solidarische Miteinander zu stärken: In der Gesellschaft und im Verband selbst. Das bedeutet einen wertschätzenden Umgang mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, den achtsamen Umgang mit denen, die tagaus, tagein, mit ihren Anliegen zur Caritas kommen. Es braucht den Einsatz vieler, um etwas bewegen zu können. Und es braucht die Kirche und ihre Caritas, die in der heutigen Gesellschaft den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Der Diözesan-Caritasverband kann auf wahrlich bewegte Zeiten zurückblicken. Man denke auch an die großen Flutkatastrophen in Passau und der Region 1954 oder 2013. Die Caritas kann gleichzeitig auf zahllose Menschen blicken, die sich der Nächstenliebe und Barmherzigkeit verpflichtet wussten und wissen. In den heute insgesamt 144 Einrichtungen für Menschen mit Pflegebedarf, mit Behinderung oder der Jugendhilfe, in den vielfältigen Beratungsdiensten und den inzwischen über 80 eigenen Kindertageseinrichtungen leisten 3.850 Mitarbeitende ihren caritativen Dienst. Dies mit Herz und Profession. Jährlich sind es rund 34.000 Personen, die sich darauf Tag für Tag verlassen können. Zur Basis solcher Hilfe tragen auch die sieben Kreis-Caritasverbände bei sowie die über 90 Orts- und Pfarrcaritasverbände, die mit fast 13. 000 Mitgliedern ein starkes Netzwerk bilden. So können in der gesamten Caritas über 63.000 Personen betreut werden. Mit ihrem breiten Spektrum hat die Caritas einen festen Platz in der Kirche von Passau und gleichzeitig Stand in der Gesellschaft.
Jede Zeit hat ihre Nöte. Daraus folgt für die Caritas, zu erkennen, was die Menschen aktuell bewegt, deren Ängste und Sorgen wahrzunehmen, wirkungsvoll zu helfen. Dafür ist die neue Caritasdirektorin Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSc im März angetreten. Und sie hat gleich zu Anfang klargemacht, wofür ihr Herz schlägt: Für die Caritas, für "gelebte Nächstenliebe" und Solidarität im täglichen Umgang mit den Menschen. Wenn Andrea Anderlik neben Diakon Konrad Niederländer als Bischöflich Beauftragtem im Vorstand jetzt offiziell in ihr Amt eingeführt wird, bringt die gebürtige Linzerin beherzt ihre breite Führungserfahrung aus der Caritas in Oberösterreich, zuletzt als Vorstand der "Caritas für Betreuung und Pflege", ein. Mit Herz auf die Menschen zugehen und aus christlicher Nächstenliebe für sie eintreten. So bleibt die Caritas dem Ursprung und Grundauftrag Jesu treu. So kann sie den Wandel und die Zukunft gestalten. Der Diözesan-Caritasverband ist in bewegten Zeiten auch 100 Plus gefragt und gefordert.