Nach langer Zeit haben sich die Caritasvereine und -verbände im Dekanat Pfarrkirchen wieder zu ihrer Regionalversammlung getroffen.
Der Einladung der Gemeindecaritas des Caritasverbandes in der Diözese Passau sind die Vorsitzenden und weitere Mitglieder von fünf Pfarr-Caritasvereinen (Arnstorf, Aufhausen, Eichendorf, Schönau-Unterzeitlarn und Simbach bei Landau), die beiden geschäftsführenden Vorstände der Kreis-Caritasverbände Rottal-Inn und Landau, Kathrin Seiler und Martin Hohenberger sowie der stellvertretende Dekan und Krankenhausseelsorger Pfarrer Adi Ortmeier in das Pfarrzentrum Arnstorf gefolgt.
Nach einer kurzen Einleitung durch die Gastgeberein Anna Berlinger über die Bedeutung der Caritas für die Kirche und das caritative Handeln für die Armen und Schwachen als Auftrag jedes Christen folgte eine ausführliche Vorstellungsrunde mit Berichten über die Arbeit und die Schwerpunkte der einzelnen Caritasvereine in ihren jeweiligen Pfarreien/Pfarrverbänden.
Übereinstimmung herrschte dabei, dass es in Zeiten von steigenden Preisen und Lebenshaltungskosten sowie gesellschaftlichen Umbrüchen und Unsicherheiten immer mehr Menschen gibt, die in finanzielle und persönliche Nöte geraten, die sie alleine nicht mehr bewältigen können.
Die Caritasvereine können hier unbürokratisch und ganz diskret Hilfe vor Ort leisten, aber auch Kontakt zu den Beratungsstellen des zuständigen Kreisverbandes herstellen, wenn weitergehende Unterstützung und Beratung notwendig ist.
Gerade auf dem Land ist es für die Ehrenamtlichen der Caritas allerdings oft schwierig, die Menschen, die dringend Unterstützung benötigen, zu erkennen. Für viele Betroffene ist es nicht leicht, über ihre finanzielle Not zu sprechen und um Hilfe zu bitten. Dabei ist z.B. die Altersarmut nicht nur ein Phänomen der Großstädte, sondern betrifft auch immer mehr Rentnerinnen und Rentner in unseren Landkreisen.
Neben der materiellen Hilfe für in Not geratene Menschen vor Ort führen die Caritasvereine in der Region auch weitere Angebote und Aktionen durch: Gottesdienste für Alte und Kranke, Besuchsdienste, Sammlungen für Waisenhäuser und andere Projekte der Partnerdiözese in Rumänien, Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens im Pfarrverband, Beteiligung am Ferienprogramm des Marktes und vieles mehr. Pfarrer Ortmeier hat als Seelsorger in der Fachklinik auch viel Kontakt zum Ortscaritasverein Osterhofen, der unter anderem eine Kleiderkammer betreibt.
Ganz der Betreuung der Kinder vor Ort widmet sich der Pfarr-Caritasverein Simbach bei Landau, der die Trägerschaft der örtlichen Kindertagesstätte "Haus der kleinen Füße" innehat.
Auch die Geschäftsführenden Vorstände der beiden Kreisverbände im Dekanat Pfarrkirchen berichteten davon, dass die Schere zwischen Arm und Reich auch bei uns auseinandergehe und dass die Menschen darauf sehr unterschiedlich reagieren würden: während die einen sich zurückziehen und sich für ihre Notlage schämen, werden andere immer fordernder.
Für die Caritasverbände selbst sind steigende Ausgaben ebenfalls eine große Herausforderung, wenn auf der anderen Seite die öffentlichen Zuschüsse nicht im gleichen Maße erhöht werden und auch keine Einnahmen erzielt werden können, weil beispielsweise die Beratungsstellen ihre Dienste kostenlos anbieten.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung stellten die Mitarbeiterinnen der Allgemeinen Sozialberatung, Barbara Mittnacht (Kreis-Caritasverband Landau) und Caroline Mattern (Kreis-Caritasverband Rottal-Inn) ihre Arbeit vor.
Grundsätzlich können in die Allgemeine Sozialberatung (ASB) der Caritas alle Menschen mit ihren Fragen und Problemen kommen. Es wird dann in einem Erstgespräch geklärt, ob es für die Problemlage spezielle Fachstellen gibt (z.B. Schuldnerberatung, Beratungsstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen, Suchtberatung etc.). Hierbei hat die ASB eine sehr wichtige Lotsenfunktion, denn viele Menschen kennen sich im "Hilfesystem" nicht aus, wissen nicht, welche Stellen es vor Ort gibt oder haben so viele verschiedene Probleme, dass es zunächst eine "Sortierung" und einen Überblick braucht, wo man am besten anfängt.
Das häufigste Thema in der Beratung ist auch hier die finanzielle Armut, die oft daraus resultiert, dass die Klienten nicht wissen, dass ihnen staatliche Hilfe zustehen würde oder dass sie mit der Bürokratie bei der Beantragung von Sozialleistungen überfordert sind. Hier leisten die Mitarbeiterinnen Hilfe bei der Antragstellung.
Wenn die Not so groß ist, dass buchstäblich der Kühlschrank leer ist, kann zur Überbrückung einmalig auch mit Lebensmittelgutscheinen geholfen werden, im Vordergrund steht aber immer die nachhaltige Hilfe bei der Bewältigung der zugrunde liegenden Probleme.
Beim Bezug von Grundsicherung im Alter oder Bürgergeld wird ein kaputtes Haushaltsgerät, wie Kühlschrank oder Waschmaschine, schnell zum unlösbaren Problem, da man keine Rücklagen bilden kann und solche Anschaffungen nicht gesondert bezuschusst werden. Hier kann die ASB z.B. mit Stiftungsanträgen helfen.
Um die tägliche Arbeit anschaulich zu machen, schilderten die Beraterinnen auch Fälle aus der Praxis, die zeigen sollten, dass es trotz komplizierter und unübersichtlicher Ausgangslage doch immer wieder auch Erfolgserlebnisse gibt.
Als letzten Programmpunkt stellte Anna Berlinger den Qualifizierungskurs "Im Namen der Caritas für Menschen da sein" vor, der von der Gemeindecaritas im Rahmen der Qualifizierungsangebote für pastorale Grundaufgaben des Bistums Passau durchgeführt wird. In diesem dreitägigen Ausbildungskurs können Interessierte mehr über die theologischen Grundlagen der Caritasarbeit erfahren, mit den Methoden der Sozialraumanalyse ihre eigene Gemeinde erkunden und praktische Tipps für das caritative und soziale Engagement vor Ort erhalten.
Text: Anna Berlinger