Im Rahmen der KEB berichte er in der Pfarrkirche Winzer über die Arbeit der Caritas im Kriegsgebiet von Charkiv und die Verteilung der Hilfsgüter. Ich bin dankbar, dass ich heute zu euch reden darf, "Grüß Gott!" Pfarrer Richard Simon übersetzte seine Berichte.
Pfarrer Wojciech Stasiewicz stammt aus Polen. Er arbeitet seit 16 Jahren im Bistum Charkiw, dem größten Bistum Europas. 52 Pfarreien werden dort von 48 Priestern bereut. Seit 13 Monaten sagte er, verteidigen wir uns gegen den Aggressor Putin. Auf die Frage, wozu dieser Krieg ist, wissen wir keine Antwort, wir erleben Härte und Aggression und hoffen doch, dass wir siegen werden.
Die Russen haben bereits 3 Pfarreien von uns eingenommen, zu Mariupol können wir kaum noch Kontakt pflegen. Die Menschen sind aus den russische besetzten Gebieten geflohen. Seit dem 24. Februar 2022 helfen wir bei der Verteilung der Hilfsgüter in den Kirchen. Wir leisten jeden Tag humanitäre Hilfe für das tägliche Brot zum Überleben. Vor dem Krieg hatte Charkiw 1,7 Millionen Einwohner, heute nur noch 600.000. Die Infrastruktur ist kaputt, es gibt keine Arbeit, fast alle Fabriken sind geschlossen, die Felder vermint. Wir sind nur 30 km von Russland entfernt und erleben täglich gefährliche Raketenangriffe.
Auf einen Arbeitsplatz bewerben sich 800 Leute. Kindergärten, Schulen und Universitäten sind zu. Der Strom fällt oft tagelang aus. Obwohl die Situation sehr gefährlich ist, kehren doch immer wieder Menschen in unsere Stadt zurück, sie wollen heim.
Unsere Caritasarbeit mit etwa 100 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern hängt davon ab, was nachts an Raketenangriffen geschieht. Die Menschen kommen in die Hauptkirche, häufig 300 – 500 täglich. Da werden sie mit Lebensmitteln, Kleidung versorgt. Wir fahren auch außerhalb der Stadt Charkiw in die Ortschaften, zu den Menschen. Die Situation verschlechtert sich mit jedem Tag des Krieges.
Der ukrainische Staat selbst kann seit Wochen keine Hilfe mehr leisten, so sind wir auf die Hilfe von ganz Europa angewiesen. Manche werden schon müde und wollen vom Krieg nichts mehr hören, aber ohne Hilfe, damit meine ich nicht nur Panzer und Flugabwehr, wird die Ukraine nicht überleben, so der Direktor. Papst Franziskus sagt, wir sollten die Situation nicht als normal empfinden. Er bittet die Christen, um den Frieden zu beten.
Unsere Caritas leistet Hilfe für die Schwächsten, für die Kinder, die im Keller ihren Alltag erleben. Viele schreien, bettnässen, stottern, sind traumatisiert. Wir organisieren psychologische Hilfe, suchen ruhige Orte und Plätze, wo Kinder Kontakt mit anderen finden. Wir machen kleine Events, Wettbewerbe, um die Kinder abzulenken. Bei einem Malwettbewerb hat ein Mädchen ein Bild mit drei Botschaften gezeichnet. Es zeigt ein Kreuz, Symbol für Frieden, einen Soldaten, mit Flügeln, als Schutzengel und einen reichlich gedeckten Tisch, der die Freude einer Familienzusammenkunft für den 1. Tag nach dem Krieg ausdrücken soll.
Herzlich begrüßt hatte Pfarrer Richard Simon eingangs die Zuhörerinnen und Zuhörer, unter ihnen Bürgermeister Jürgen Roith, den Bischöflichen Caritas Beauftragter der Diözese Passau Diakon Konrad Niederländer, Caritasvorsitzenden Michael Winkler mit Stellvertreter Toni Jauernig von der Ortscaritas Neßlbach und Brigitte Eichinger, Geschäfsführerin der KEB. Zu Ehren des ukrainischen Gastes war der Ambo, an dem Caritasdirektor die Lage im Kriegsgebiet schilderte, mit einer ukrainischen Fahne, auf der sich ukrainische Soldaten durch ihre Unterschrift verewigten, bedeckt.
Bischöflicher Caritasbeauftragter Diakon Konrad Niederländer war nicht mit leeren Händen gekommen. Er überreichte an seinen ukrainischen Kollegen einen Scheck über 5000 Euro. Dieser wiederum hatte Bildzeichnungen und verzierte Ostereier von Kindern aus der Ukraine, als Geschenk an alle mitgebracht.
Text: Marianne Bauer, Winzer