Anfänge bis 1950er Jahre
Die Zwanziger Jahre
In den ersten Jahren engagierte sich die Caritas in der sogenannten Armenfürsorge. Gerade Schulkinder und Rentner wurden mit Essen versorgt, die Bevölkerung mit Kleidung. Tuberkulosekranke und Säuglinge wurden gepflegt. Es entstand die Jugendfürsorge. Für Menschen mit Behinderung, wie Blinde und Taubstumme, ebenso für Arbeitslose oder entlassene Strafgefangene gab es Anlaufstellen und eine sozial-caritative Stellenvermittlung. Bischof Sigismund Felix Freiherr von Ow-Felldorf rief 1923 die Landwirte auf, Lebensmittel zu spenden: "diese Not wird in den kommenden Wintertagen fürchterlich werden".
Naziherrschaft und 2. Weltkrieg
Wie sich Ludwig Penzkofer, ab 1945 erster Diözesan-Caritasdirektor, erinnerte, "drohten die politischen Ereignisse des Jahres 1933 schon wieder alles zu vernichten". Die Nationalsozialisten gründeten eigene Wohlfahrtseinrichtungen mit entsprechendem Totalitätsanspruch. Aber die Nazis konnten die "konfessionelle" Wohlfahrtspflege nicht ersetzen. Der spätere Landes-Caritasdirektor stellte fest, "dass die Caritas-Mitgliedschaft in der Diözese Passau nie so stark war wie in jenen Jahren des geistigen Widerstandes". So überstand der Verband die Wirren der Unterdrückung und den Zweiten Weltkrieg. An dessen Ende stand die Caritas "ohne Mittel und personell auf wenige Mitarbeiter beschränkt" da.
Nachkriegsjahre
Bereits 1945 nahmen die Gefängnisfürsorge und die Bahnhofsmission den Dienst wieder auf. Der Kirchliche Suchdienst (Heimatortskartei) für die Flüchtlinge und Kriegsheimkehrer begann im Juli 1945 mit seiner Arbeit. Die vielen Flüchtlinge zu versorgen, forderte alle Kräfte. 1947 waren laut einem Bericht von den 500.000 Einwohnern im Bistum Passau ca. 120.000 Flüchtlinge. Das heutige Nikola-Kloster in Passau wurde zu einem Zentrum der Caritas-Flüchtlingshilfe. Flüchtlingslager wurden betreut, Heime für Mutter und Kind oder auch Waisen eingerichtet. Es gab drei Volksküchen. In dieser Zeit entstehen für Jugendliche Lehrwerkstätten oder Schulen für Hauswirtschaft sowie 1946 das "Volksbüro" für Rechtsberatung. Angesichts extremer Not im Bayerwald und der Unterernährung von Kindern organisierte die Caritas 1952 Hilfen aus ganz Deutschland.
Hochwasser 1954
Die äußeren Spuren des Krieges waren noch nicht beseitigt, da brachte das Hochwasser die nächste Katastrophe. Allein in Passau forderten 2.000 Menschen ohne Obdach die Caritas zusätzlich. Wieder gingen große Spenden ein: Sachspenden im Wert von ca. 1,08 Mill. und Geldspenden in Höhe von 721.000 Mark.
Ungarn 1956 und Ostkirchenhilfe
Der Aufstand in Ungarn im Oktober 1956 löste große Hilfsbereitschaft in Deutschland aus. In Passau entstand ein zentrales Sammellager. Der Rekord an Spendeneingängen an einem Tag waren 23 Eisenbahn-Waggons. Bis April 1958 gingen insgesamt 2.166 Tonnen Lebensmittel, Textilien oder Medikamente von Passau ab. Damit begann die koordinierte Hilfe für die Kirchen im früheren Ostblock. Über das Referat Ostkirchenhilfe wurden bis 1991 Hilfsgüter nach Jugoslawien, Ungarn, Tschechien, Rumänien und Polen vermittelt. In Rumänien wird die Diözese Satu Mare heute noch mit der Aktion "wunschzettel.zone" unterstützt.