Eine Woche Einfachheit, neue Begegnungen, neue Sprachen und spirituelle Erfahrungen: Das ist Taizé, ein besonderer Ort in Frankreich. Monika Wölfl leitete diese Reise bereits zum 12. Mal, begleitet von der Lehrkraft Tanja Stich. Schülerinnen der Berufsfachschule für Kinderpflege und Studierende der Fachakademie wurden im Vorfeld gründlich auf den Tagesablauf und das Leben in Taizé vorbereitet. Dennoch kamen nach der 14-stündigen Busfahrt, der ersten einfachen Abendmahlzeit im Freien und der Begutachtung der Mehrbett-Schlafmöglichkeiten bei einigen die beunruhigenden Gedanken auf: "Hoffentlich war das kein Fehler, hierher zu kommen!"
Der erste Abend in Taizé endete emotional bewegt mit dem Abendgebet, gemeinsam mit etwa 50 Brüdern der Ordensgemeinschaft und rund 700 Jugendlichen aus verschiedenen Nationen. Der Alltag in Taizé begann bei schönem Frühlingswetter mit einem klaren Tagesablauf, strukturiert durch religiöse Einheiten, gemeinsame Mahlzeiten und regelmäßige Arbeitseinsätze. Die Jugendlichen übernahmen Aufgaben, die zum Gelingen des Zusammenlebens beitrugen - die Abordnung aus Zwiesel war diese Woche für das tägliche "big washing up" nach dem Nachmittagstee verantwortlich. Abends traf sich die Gruppe aus Zwiesel mit den Lehrkräften, um die täglichen Erfahrungen zu reflektieren. Jeder erhielt täglich eine Perle, die am Ende der Woche zu einem persönlichen Schlüsselanhänger wurde.
Die Musik und der Gesang bei den täglichen Gottesdiensten hatten für die Jugendlichen eine besondere Bedeutung. Die Atmosphäre, die entsteht, wenn 60 Brüder und 700 Mitwirkende vierstimmig in unterschiedlichen Sprachen singen oder während der achtminütigen "Stille" schweigen, wurde von allen als sehr emotional und bewegend beschrieben. "Zutiefst im Menschen liegt die Erwartung einer Gegenwart, das stille Verlangen nach Gemeinschaft", sagte Frère Roger, der Gründer von Taizé. "Niemand kann für sich allein das gesamte Evangelium begreifen."
In der Gemeinschaft und der Einfachheit von Taizé entwickelten die Teilnehmer aus Zwiesel ein Vertrauen in Spiritualität und nahmen Antworten auf ihre Fragen an. Im Austausch mit anderen Jugendlichen wurden tägliche Bibeltexte besprochen, die zentrale Lebensfragen thematisierten: Kann ich zuhören? Gibt es Vertrauen und Vergebung? Die Bedeutung von Liebe und meine Bestimmung? Wie kann ich meine Erfahrungen aus Taizé in meinem Leben fortführen und wie bleibe ich an diesen Themen dran?
Stella Seidenschwarz, eine Erzieherin im Anerkennungsjahr, nahm bereits zum zweiten Mal an der Fahrt nach Taizé teil und leitete während der Woche eigenverantwortlich eine Kleingruppe als Gesprächsgruppenhelferin. Sie erwirbt dadurch das Religionspädagogische Zertifikat, das am 17. Juli 2024 in Passau verliehen wird. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier so einfach und schnell mit Fremden ins Gespräch komme und Freunde finden kann", resümierte eine Schülerin. "Und ein Fehler war das hier auf keinen Fall - ich komme wieder.
Text: Andrea Feitz